Als kleines Kind habe ich in all den Jahren, bis ich erwachsen wurde ...
Als
kleines Kind habe ich in all den Jahren, bis ich erwachsen wurde, nie nach meiner
richtigen Mutter geschrien, ich war alleine. Jeder von uns im Heim war mit sich
alleine. Für mich gab es dort nur Wut, viel Wut. Gewalt und Schläge, die
steckte man weg oder gab sie weiter. Warum denn weinen, wenn einem niemand
tröstete, in die Arme nahm. Zusammenhalt, war im Heim nicht vorhanden. So
erlebte ich dies als Kind. Ausserhalb des Kinderheimes war es anders, da gab es
diesen Zusammenhalt. Wir verteidigten uns gegen unsere Mitschüler in der Schule
oder auf dem Heimweg. Aber wenn die Türe zum Heim von innen wieder zu war,
kämpfte ein jeder wieder, für sich, den alltäglichen Kampf, der dort
herrschte. Hast du das nicht gemacht und jemandem geholfen oder sich für ihn
eingesetzt, bekamst du die ganze Scheisse ab. Es gab viele Möglichkeiten bei diesen Strafen, die die Heimtante mit uns Kindern anwendete: Wie
bei Wasser und Brot ins Bett, Schläge oder einsperren in irgendwelche Räume
usw. Die Wut in all den Jahren verwandelte sich in Aggressionen um, eine starke
gefährliche Aggression, oft sogar in Hass. Die mich viele Jahre später
verfolgte. Ich war so schräg drauf als Kind, dass ich mir auf dem Schulweg ganz
makabere Sachen ausdachte. Wie Unfälle mit viel Blut und Toten. Autounfälle und
Flugzeugabstürze. Dazu muss man wissen, wir hatten sehr lange keinen Fernseher.
Als ich grösser wurde, fand ich das sehr erschreckend, dass ich solche
Gedanken hatte. Denn mit einer Kinder Fantasoewelt hat dies nichts mehr
zu tun. Auch spielte ich oft mit
meinem Leben, wartete beim Fussgängerstreifen und rannte erst los, wenn ich das
Auto relativ nahe sah. Hatte keine Angst auf dem
Mittelstreifen der Fahrbahn zu laufen. Dachte zu dieser Zeit, dass ich
ohne mit der Wimper zu zucken, jemanden erstechen könnte. So sah mein inneres aus. Dass ich damals
solche abartigen Gedanken hatte, zeigt, wie sehr ich Hilfe gebraucht hätte. Ich habe mit niemandem darüber reden können. Wenn ich zurückdenke, wollte ich damals einfach nicht mehr leben.
War verzweifelt, meine Seele schrie und ich hatte so viel
Wut in mir. So schrecklich war dieser Heimattag für mich über eine lange Zeit.
Hatte keine Gefühle mehr, keine. Bindung, die ich als Kind so sehr gebraucht hätte. Die
Erwachsenen schauten darauf, dass dies nicht entstand. Hin- und hergerissen wie ein Gegenstand, für Sie
war ich ein es.
Bei all diesen vielen Menschen, Familie, bei denen ich war. Die ich oft mit Mami, Papi, Tanten, Onkel anredete, es waren immer alles fremde Leute.
Die zu oft nur ihr Gewissen beruhigen wollten, etwas Gutes zu tun für ein so armes Mädchen, wie ich dies von zu vielen Erwachsenen, bei denen ich war, immer hören musste.
Fortsetzung folgt …