1996 fing ich an
meine Wurzeln zu suchen, fand 1997 mein Vater mit seiner Familie in Italien.
Um die Geschichte besser zu verstehen:
Die Arbeitsimmigration aus Italien begann im grossen Stil im späten 19. Jahrhundert.
Sie kamen als Gastarbeiter,
Saisonnier in die Schweiz, um zeitlich begrenzt zu arbeiten. Dieser
Saisonnierstatus dauerte
jeweils von März bis Dezember. Sie musste Ende Dezember bis Ende März
jeweiliges in ihr Land zurück. Sie
durften keine Familie hier haben und auch keine Kinder. Wurden nur als
Arbeitskraft geduldet, wenn
Sie bei der Einreise in die Schweiz einen Arbeitsvertrag vorweisen
konnten. Ehepaare nur, wenn beide arbeiten. Ihre Kinder mussten im
Heimatland bleiben. Kam ein Kind in der Schweiz zur Welt, muss die
Mutter nach der Geburt sofort weiterarbeiten. Tausende Kinder landen in
Schweizer Kinderheimen oder wurden in Wohnungen versteckt „Schrank-Kinder“ oder wieder nach Italien abgeschoben.
Ich weiss, dass nicht nur mein Vater, sondern auch einige andere von Fossombrone damals in der Schweiz gearbeitet haben.
Nach 34 Jahren fand ich die andere Seite meiner Wurzeln.
Ich fing an zu suchen und bekam Antworten, die mir bei der Suche nicht weiter halfen. Jedoch fand ich so heraus, was sie mit uns damals machten. Ich habe bis heute eine stink Wut auf jene, die mir alles wegnahmen. Es hatte System. Sie machten es nicht nur mit uns. Sie machten es mit tausende von Vätern und Müttern, mit deren Kindern. Wie der letzte Dreck wurden wir von Ihnen behandelt. Da ich nicht weiter wusste, schrieb ich 1996 sogar einen persönlichen Brief an den damaligen Stadtpräsidenten von Luzern. Er reagierte sogar, bemühte sich sehr. Nahm Kontakt in Italien auf, jedoch gaben Sie ihm keine Auskunft. Das Verhältnis zwischen der Schweiz und Italien war nicht gut.
Nur durch einen Zufall 1997 fand ich ihn.
Als ich mit meinem damaligen Freund zu seinen Verwanden auf Neapel in
die Ferien fuhr. Dort fragte ich seinen Onkel, ob er helfen kann, meinen Vater zu finden. Auf dem Rückweg in die Schweiz traf ich ihn zum ersten Mal. Meine Empfindungen, was damals in mir vorging, als ich vor ihm stand, kann ich nicht beschreiben. Erst danach, ich habe nie in meinem Leben so sehr geweint. Dass ich meinen Vater und seine Familie danach besser kennenlernen, durfte, verdanke ich auch zum Teil meiner Schwester.
Als ich in die Schweiz zurückging, wollte ich, dass er auf mich zukommt. Weil man einen alten Baum nicht mehr verpflanzen kann, meine Rede. Ein
paar Monate später klingelte das Telefon: Er rief an und fragte mich,
wann ich auf Italien komme.
So fing alles an und ich danke ihm und seiner Frau aufrichtig dafür,
dass sie mir die Gelegenheit gegeben haben, ihn, seine Familie, alle
seine Verwandten und Freunde und alles, was dazu gehörte,
kennenzulernen.
31. Mai 1997
Ich kann mir nur vorstellen, wie schmerzhaft es war und wie sehr seine Seele verletzt wurde.
Kann
ein Traum wahr werden?
Geschrieben
für eine Deutschaufgabe 23.11.2009 BFS1
Thema
war kurze Geschichte oder Beschreibung
Immer
wenn ich in meinem Auto weite Strecken fahre, schweifen meine Gedanken
ab.
Entweder in die Zukunft oder in die Vergangenheit. Weite Strecken auf der
Autobahn
zu fahren verleiten einem dazu. An früher, an meine Kindheit zudenken.
Nun
bin ich schon am Gotthard, da muss ich aufpassen, darf nicht abschweifen.
Dieser
Tunnel löst bei mir immer viel Respekt ein. Er ist gefährlich, es ist warm und
eine
Müdigkeit schleicht sich ein. Es dauert zwanzig Minuten. Dann das Tessin, die
Berge,
die vielen Wasserfälle, alles ist so grün. Aber da war auch viel, die
Traurigkeit
in
mir. Etwas, das ich nicht hatte, das mir fehlte, vor dem ich Träumte. Dieser
Wunsch,
der nie wahr wurde. Manchmal Hoffnungen Erweckte, aber auch wieder
nicht.
Viele heimliche Tränen. Die Grenze kommt, die Passkontrolle. Die Landschaft
verändert
sich. Das Land wird flacher die Berge sind weit weg und verschwinden
dann
langsam. Nun bin ich schon ein paar Stunden Unterwegs im Auto. Dazwischen
auf
einem Rastplatz ein Snack ein Kaffee. Die vielen Fremden, alle mit einem Ziel
vor
Augen,
mit Sehnsüchten und Träumen, Hoffnungen und Ängsten. Rechts und links
nur
die weite mit vielen Heuballen, alten Häusern die fast schon Ruinen sind. Und
immer
wieder taucht ein grosser breiter Fluss auf. Ganze Alleen von Bäumen die den
Wind
abhalten. Auch die vielen Fremden Gerüche. Manchmal wirklich nicht mehr für
die
Nase geeignet. Aber immer noch die leere in mir, als ob etwas fehlt. Oft auch
das
Gefühl
trotz allem alleine zu sein. Mein Traum, der immer noch nicht in Erfüllung
gegangen
ist. Der langsam im Herzen verschwindet. Man wird erwachsen, das
Leben
wird noch härter. Hat keine Zeit mehr für Hoffnungen und Sehnsüchte.
Schon
eine lange Zeit fahre ich. Im CD Player läuft Robert Miles, es passt zur
Abendstimmung.
Die Sonne die bald Untergeht, taucht das weite Land in eine
Traumlandschaft.
Diese sagenhafte Stimmung, die ich jedes Mal wen ich hier bin
Erleben
darf. Jedes Mal aufs Neue Faszinierend. Die Strasse wird wieder enger,
auch
hat es wieder kleinere Hügel. Ein grösseres Dorf taucht auf. Noch ein paar
Minuten,
dann bin ich da. Fahre nicht in den alten Römisch Stadtteil, nein in den
neueren.
Vor mir taucht ein Restaurant auf. Ich parkiere mein Auto. Wird mein Traum
nun
Wahr, ein Traum von dem ich nicht wusste was es für ein Traum ist.
Nun
gehe ich ins Restaurant und frage dort jemandem nach meinem Traum. All die
langen
Jahre hatte ich meinen Traum, doch immer wieder im Herzen gehabt. So
viele
Jahre, wird er wahr! Jemand kommt von unten herauf, ich bin leer, ohne
Gedanken
im Kopf. Was erwartet mich…… Ja, da steht er vor mir…mein
Traum…..mein
Vater. Nun bin ich Zuhause.
Geschichte des Gemälde Lucio 68
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