Auf dem Anmelde-Formular ...

Weiter mit meiner Autobiografie von 1996 …

Auf dem Anmelde-Formular des Kinderheim Lutisbach Stiftung Evangelisches Kinderheim in der zentralschweizerischen Diaspora, Oberägeri (Kanton Zug) vom 19.5.1967 steht zuunterst auf der zweiten Seite: Diesem Anmeldeformular ist ein ärztliches Zeugnis auf unserem vorgedruckten Fragebogen beizulegen. Dieses Zeugnis fehlt bis heute. Dass ich nicht alle Unterlagen bekam und auch die ärztliche Kontrolle beim Heimeintritt fehlt, passt in meine Geschichte. Auch ein anderes Dokument fehlt. Jenes, das die Heimtanten machten. Als sie uns Kinder jeweils einmal im Jahr an einem Sonntagmorgen im Pyjama das Gewicht und die Gösse kontrollierten und auf ein Blatt schrieben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie diese Dokumente selber vernichteten, bevor sie die Heimleitung abgaben, um gewisse Sputen zu verwischen. Wir Kinder waren alle dünn und ganz sicher unterernährt. In den ersten Jahren im Heim musste ich so lange im Kinderbett mit Holzgitter schlafen, bis ich oben mit dem Kopf und unten mit den Füssen ankam. Sodass ich, wenn ich darin lag, mit den Zehen das Bett auseinander drücken konnte, was ein komisches Geräusch gab. Auch konnte ich schon damals als Kind nie gut einschlafen. Daher habe ich dann auf dem Rücken liegend, den Kopf immer hin und her gedreht, bis ich einschlief. Das Mädchen, das im gleichen Zimmer wie ich war, wendete eine andere Technik der „Selbstbetäubung, wie ich dem heute sage“ an. Es lag auf dem Bauch und schlug den Kopf immer aufs Kissen, bis sie einschlief. Was die Tanten im ersten Jahr als ich im Kinderheim war, auch machten. Sie erzogen mich auf die rechte Hand um, denn ich war Linkshänder, bevor ich in dieses Heim kam. Daran mag ich mich sehr gut erinnern. An die Umerziehung auf rechts jedoch nicht mehr. Das eigenartige im Kinderheim war jedoch, dass nicht alle Kinder, die Linkshänder waren, auf rechts umerzogen wurden. Diese Linkshändigkeit bei mir ist genetisch bedingt, wie sich viele Jahre später, als ich meinen Vater in Italien fand, herausstellte. Denn er und auch meine Schwester dort waren Linkshänder und wurden auf rechts umerzogen.

Fortsetzung folgt … 


Geschichte-Hintergrund – kurz erklärt aus dem Internet:  

Da Rechtshändigkeit in unserer Gesellschaft als Norm gilt, wurden Linkshänder bis in die 1970er Jahre in der Regel spätestens mit der Einschulung gezwungen, ausschliesslich die rechte Hand als Schreibhand zu verwenden.

Verbot: Früher haben viele gedacht, dass Linkshänder umerzogen werden müssten, weil es etwas Schlechtes ist. In den 1970er Jahren war es von der Gesellschaft so geregelt, dass jeder Mensch mit seiner rechten Hand schreiben musste. Denn um die Linkshänder rankte ein Aberglaube.  


 

Weiter mit meiner Autobiografie von 1996 …

Auf dem Anmelde-Formular des Kinderheim Lutisbach Stiftung Evangelisches Kinderheim in der zentralschweizerischen Diaspora, Oberägeri (Kanton Zug) vom 19.5.1967 steht zuunterst auf der zweiten Seite: Diesem Anmeldeformular ist ein ärztliches Zeugnis auf unserem vorgedruckten Fragebogen beizulegen. Dieses Zeugnis fehlt bis heute. Dass ich nicht alle Unterlagen bekam und auch die ärztliche Kontrolle beim Heimeintritt fehlt, passt in meine Geschichte. Auch ein anderes Dokument fehlt. Jenes, das die Heimtanten machten. Als sie uns Kinder jeweils einmal im Jahr an einem Sonntagmorgen im Pyjama das Gewicht und die Gösse kontrollierten und auf ein Blatt schrieben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie diese Dokumente selber vernichteten, bevor sie die Heimleitung abgaben, um gewisse Sputen zu verwischen. Wir Kinder waren alle dünn und ganz sicher unterernährt. In den ersten Jahren im Heim musste ich so lange im Kinderbett mit Holzgitter schlafen, bis ich oben mit dem Kopf und unten mit den Füssen ankam. Sodass ich, wenn ich darin lag, mit den Zehen das Bett auseinander drücken konnte, was ein komisches Geräusch gab. Auch konnte ich schon damals als Kind nie gut einschlafen. Daher habe ich dann auf dem Rücken liegend, den Kopf immer hin und her gedreht, bis ich einschlief. Das Mädchen, das im gleichen Zimmer wie ich war, wendete eine andere Technik der „Selbstbetäubung, wie ich dem heute sage“ an. Es lag auf dem Bauch und schlug den Kopf immer aufs Kissen, bis sie einschlief. Was die Tanten im ersten Jahr als ich im Kinderheim war, auch machten. Sie erzogen mich auf die rechte Hand um, denn ich war Linkshänder, bevor ich in dieses Heim kam. Daran mag ich mich sehr gut erinnern. An die Umerziehung auf rechts jedoch nicht mehr. Das eigenartige im Kinderheim war jedoch, dass nicht alle Kinder, die Linkshänder waren, auf rechts umerzogen wurden. Diese Linkshändigkeit bei mir ist genetisch bedingt, wie sich viele Jahre später, als ich meinen Vater in Italien fand, herausstellte. Denn er und auch meine Schwester dort waren Linkshänder und wurden auf rechts umerzogen.

Fortsetzung folgt … 


Geschichte-Hintergrund – kurz erklärt aus dem Internet:  

Da Rechtshändigkeit in unserer Gesellschaft als Norm gilt, wurden Linkshänder bis in die 1970er Jahre in der Regel spätestens mit der Einschulung gezwungen, ausschliesslich die rechte Hand als Schreibhand zu verwenden.

Verbot: Früher haben viele gedacht, dass Linkshänder umerzogen werden müssten, weil es etwas Schlechtes ist. In den 1970er Jahren war es von der Gesellschaft so geregelt, dass jeder Mensch mit seiner rechten Hand schreiben musste. Denn um die Linkshänder rankte ein Aberglaube.  


 

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