Da waren immer diese Vorschriften und die schlechte Behandlung …
Da waren immer diese
Vorschriften und die schlechte Behandlung. Es gab schon einige, die wurden
genau gleich wie ich behandelt. Sie hatten den gleichen Status. Eben
ein 3 Klasse Kind ein Bastard. Ein Kind, das nicht in dieses System von damals, ins Schema passte. Nichts ist und nichts kann. Ein
Kind, mit dem die Erwachsenen machen können, wie es ihnen gerade passte. Jedoch
waren auch Kinder im Heim, die gut behandelt wurden. Sie durften fast jedes
Wochenende nach Hause. Zu den Eltern oder abwechslungsweise zur Mutter oder zum
Vater. Wenn sie retour kamen erzählten sie von Kino, Zoo oder auch Restaurant
Besuchen. Von Pommes essen und Spass. Nach den Wochenenden hatten sie auch neue
Spielsachen, neue Kleider. Ich dagegen war immer im Heim, konnte nichts
erzählen. Nur Samstagabend, da mag ich mich erinnern, gab es Teigwaren, die
jemand einmal im Jahr spendete. Als wir dann einen Schwarz weiss Fernseher
gespendet bekamen, durften wir mittwochs und samstags gewisse Kindersendungen
schauen. Mit sehr strengen Vorgaben und nur wenn man brav war. Der Tagesablauf
lief nach Plan. Morgens aufstehen, Morgenessen, Bett und „Ämtli“, das hiess
Putzen. Für die kleinen "Rückmik" und die grösseren gingen zur Schule.
Wenn man später zur Schule musste (morgens wie mittags) Küchendienst. Nach der
Schule Hausaufgaben und wenn die von den Tanten kontrolliert und für gutgeheissen wurde, durfte man spielen gehen. Bei mir
war das eher nicht der Fall, ich hatte Mühe mit lernen. Ich wollte auch nie lernen,
die Schule war für mich die Hölle. Denn dort ging die schlechte Behandlung von
Schülern und Lehrer an mir weiter. Dann das Nachtessen und ins Bett, oft war es noch hell draussen. Am Samstag
grosser Putztag im und um das Haus, obwohl es im Kinderheim eine Putzfrau gab. Wenn man fertig war, kam die
Heimtante und kontrollierte alles sehr genau. Wenn es nicht sauber war, musste
man so lange putzen, bis sie zufrieden war. Wie hatten Glaubenszwang. Vor jedem Essen wurde gebetet. Sonntags mussten wir immer in die Kirche, die
kleineren in die Sonntagsschule, die grösseren in den Gottesdienst. Diese
Heimtanten waren sehr gläubig.
Ich sagte dem Frömmeln oder auch Heuchelei. Denn sie beteten mit den Händen, mit denen sie uns Kinder schlugen.
Fortsetzung folgt …