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Das Ziel dieser Heimtante mit all diesen Strafen war, den Willen zu brechen und das gelang ihr auch. Meine ständige Angst, in dieser Zeit eingesperrt zu werden. Sogar nachts in meinem Bett hatte ich Angst. Ich deckte mich mit der Bettdecke so zu, dass nur noch ein winziger Teil meines Gesichtes hervorschaute. Dies machte ich sogar über viele Jahre, als ich schon erwachsen war. All jene vielen furchtbaren Träume, das eingesperrten zu sein, diese Dunkelheit, auch dies verfolgte mich über Jahre. Das Einsperren und Bestrafen erlebte ich an so einigen Orten damals. Oft hatte ich keine Orientierung, in welchem Haus oder an welchen Ort sie mich wieder hingebracht hatten und in welchem Bettchen ich schlief. Niemand holte mich aus dieser Dunkelheit oder nahm mich in die Arme, wenn ich Angst hatte. Das Umfeld damals war an den meisten Orten kalt und erbarmungslos und das Gefühl, dass nur ich bestraft wurde. Einmal, so mag ich mich sehr gut erinnern, schlief ich in diesem Kinderheim in Oberägeri mit einem Mädchen zusammen, das zu den guten, braven gehörte. Sie durfte die Haare lang haben und war nie schuld. Ich meinte, dass sie meine beste Freundin sei und wurde ihretwegen so einige Male bestraft. Sie klaute in einem Geschäft sehr teure Kosmetikprodukte und als sie merkte, dass ein anderes Kind sie bei der Heimtante verpfiffen hatte, beschriftete sie alle diese Produkte mit meinen Initialen und legte sie unter meine Bettdecke. Prompt wurde ich deswegen bestraft, denn ich war das böse, schlechte Kind. Die Heimtante sperrte mich in das Nähzimmer, schraubte die Lampe heraus, schloss die Türe von aussen ab. Sie sagte zu mir: Erst wenn du sagst, wer das war, darfst du in dein Bett schlafen gehen. Ich war ein sehr stures, dickköpfiges Kind und wollte sie nicht verpetzen. Meinte ich doch, sie sei meine Freundin. Jedoch habe ich dieser Heimtante den Namen dann doch nach etwa 6 Stunden im Dunkeln eingesperrt gesagt. Mir blieb keine andere Wahl, weil ich wusste, dass ich so oder so eine Strafe bekam. Also kriegte ich danach die ganze Wut von diesem Mädchen ab, dass ich verraten habe. Erst da merkte ich, dass sie gar nicht meine Freundin war, sondern mich immer wieder nur ausnutzte. 

Fortsetzung folgt …

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Nachts musste ich zur Strafe oft ins Badezimmer. Der Grund war, wir redeten noch, nachdem wir ins Bett mussten. Wir die nicht schulpflichtigen Kinder mussten nicht nur einen Mittagsschlaf machen, sondern auch schon kurz nach der Gutenachtgeschichte um etwa 18 Uhr ins Bett gehen. Die Schulpflichtigen jüngeren Kindern dann um  etwa 19 Uhr und um 21 Uhr, kamen dann der Rest der Kinder die etwas älteren. Ich konnte so früh einfach noch nicht einschlafen und meistens war es draussen noch hell, also redeten wir im Bett noch miteinander. Da ich das böse Kind war, es gab gute und böse Kinder, bekam ich immer die volle Bandbreite der Strafen ab. Also sperrte mich die Heimtante meist etwa 2 Stunden, nur mit einem Pyjama und Finken ohne Socken und Morgenmantel bekleidet in das kalte Badezimmer. Ich musste dann auf diesem "Holzbänkli", das vor der Dusche stand und dem WC, das vis-a-vis war, mich hinsetzen. Die Glühlampe schraubte sie heraus und schloss die Badezimmertür mit dem Schlüssel von aussen ab. Manchmal war es noch draussen hell, jedoch wenn nicht versuchte ich meine Ängste abzulenken, indem ich durch dieses "gerippelte" Badezimmerfenster die hellen und roten Autolichter auf der Strasse beobachtete. Wenn ich die Augen dann so halb zu machte, konnte ich das Licht in allen Varianten sehen. Um 21 Uhr, wenn dann die grossen Kinder ins Bett mussten, durfte ich auch in mein Bett gehen. Völlig durchfroren konnte ich danach gar nicht mehr schlafen. Das Badezimmer war auch oft mein Schlafplatz für den Mittagsschlaf. In jedem Zimmer durfte nur ein Kind schlafen und da es in diesem Kinderheim nur 3 Kinderzimmer auf dem Mädchenstock damals gab, musste ich im Badezimmer auf einer dünnen Schaumstoffmatratze und einer dünnen Wolldecke auf dem Boden meinen Mittagsschlaf verbringen. Die Badezimmer von damals hatten bis fast unter die Badezimmerdecke "Keramikplättli" also war es dementsprechend kalt. 

Fortsetzung folgt … 

Viele meiner gesundheitlichen Probleme habe ich heute aus diesen 20 Jahre langen fürsorgerischer Zwangsmassnahme. Ich hatte keine Rechte, Kind zu sein! 

Menschenrechte kannten die nicht, sie behandelten mich/uns wie der letzte Dreck. Alle meinen, die Regierung hat es Wiedergutgemacht, was überhaupt nicht stimmt. Kurz "geblabert", entschuldigt und dann wurde es wieder unter den Tisch gewischt. Genau so geht unsere Schweizer Regierung heute mit diesem dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte und all diesen Gräueltaten an uns Kindern damals um. Wir die heutigen Opfer-Betroffenen versuchen, mit all dem zu überleben. Richtige Hilfe für all diese Schäden haben wir bis heute NIE bekommen "ausser dieses Münz" und auch für dies sitzen die Behörden da und richten darüber, ob du dieses "Münz“ bekommst oder nicht! Denn nicht alle Opfer-Betroffenen können es beweisen. Weil viele der Akten zurückgehalten wurden/werden oder vernichtet wurden oder sie haben Sperrfristen oft bis zu 120 Jahre. Ich weiss, wovon ich rede!!!

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Schläge bekam ich nicht nur im Kinderheim auch in der Schule wurde ich geschlagen, gemobbt und ausgegrenzt, dies fast von allen. Einige der Mitschüler und gewisse Lehrer hatten es immer auf mich abgesehen. Wenn der Klassendurchschnitt nicht so gut war, war ich schuld. Dann schlug jeweils ein Knabe mit seinen Finken auf meinen Kopf. Meine Schulkameraden, das muss ich hier erwähnen, waren die meisten aus gutem Hause. In jener Klasse, in die ich nach dem Wiederholen der zweiten Klasse gehen musste, waren die meisten Kinder von Geschäftsleuten aus diesem Dorf. Zu viele im Dorf behandelten uns Kinder aus dem Heim wie Aussätzige. Ein Lehrer bestrafte mich, wenn ich das Wort kleinschrieb, anstatt gross. Er riss dann jeweils an meinen Ohren oder an den wenigen Haaren unterhalb meiner Ohren. Gewisse Lehrer warfen schwere Bücher, ihren Schlüsselbund oder diese Kreiden, die man für die Wandtafel benutzte, nach mir. Wenn dann so ein Gegenstand auf mich zugeflogen kam, versuchte ich mich zu ducken. Zwei dieser Lehrer waren katholische Nonnen. Die eine verteilte "Tazzen", wie sie dies nannte, mit einem Lineal. Man musste jeweils nach vorne gehen, die Hände gerade ausstrecken und dann schlug sie mit einem dicken Holzlineal auf den Handrücken. Sie gab auch Nuller als Note. Die andere katholische Nonne unterrichtete uns in Handarbeit. Wenn ich das "Häcklein" nicht richtig in den Händen hielt, schlug sie mit einem Holzstab auf den Handrücken. Bei einem anderen Lehrer in der fünften Klasse sass ich mehr draussen in auf der Gardarobenbank als auf der Schulbank im Klassenzimmer. Die Schule war für mich die Hölle und nach der Schule ging dies im Kinderheim weiter. 

Ich musste während meiner ganzen Kindheit mehr Fehler ausbaden als ich je imstande war zu machen. Warum ich dies alles stillschweigend hinnahm, ich würde heute ganz sicher davon laufen. 

Fortsetzung folgt …

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Da war in der Zeit dieser Heimtanten auch immer diese körperliche Gewalt. Die eine Tante war ganz besonders sadistisch veranlagt. Sie machte dies nicht bei allen Kindern, bei mir jedoch schon. Vor allem auf den Kopf hatte sie es abgesehen. Mit der flachen Hand und ganz besonders viel dieser Schläge, sogar mit ihrem grossen goldigen E-Mail Ring der in der Mitte einen Türeisstein hatte. An den Ohren reissen machte sie gerne und oft riss sie an diesen sehr kurzen Haaren neben den Ohren. Sie nannten diese „Zännihaar“. Meine Haare waren, obwohl ich ein Mädchen war, über einige Jahre kurz geschoren. Beim Coiffeur in der Herrenabteilung, mit diesem Rassiergerät, hinten und seitlich am Kopf. Oben waren sie etwas länger, damit die Lehrtochter üben konnte, diese zurecht zu föhnen. Diese blöde Kuh brannte mir jedes Mal fast die Kopfhaut weg. In den ersten paar Jahren war eine der Tanten immer dabei. Wenn ich dann jammerte oder weinte, weil es mir wehtat, meinte sie, ich soll nicht so blöde tun. Dieser Kurzhaarschnitt machte sie sicher, damit ihre Züchtigungen noch mehr schmerzten. Die körperliche Gewalt im Kinderheim Lutisbach. ganz besonders von dieser einen Tante gab es fast täglich, regelmässig. Die Schläge und all das konntest du nicht zählen, es waren zu viele. Obwohl immer der Schutzmechanismus da war, mit beiden Händen den Kopf zu schützen oder dich zu ducken, es half nichts. Irgendwann war dann das Gefühl da, dass es keinen richtigen Grund für ihre Züchtigung an gewissen Kindern, wie auch an mir gab, uns zu quälen. Wir hatten unter uns Kindern ein System, der, der die meisten Kopfnüsse bekam, war gut. Für uns mit der Zeit ganz normal. Sie, diese Gewalt, waren einfach da. Man bekam sie und manchmal sagten wir, als wir älter wurden, ganz frech noch danke zu dieser Tante, die uns schlug.

Fortsetzung folgt …

Dass die Schläge dieser einen Heimtante vor allem auf den Kopf war, wird mir erst heute bewusst. Sie machte dies, damit man keine blauen Flecke sehen konnte. Wer glaubte damals schon einem Heimkind, wenn es irgendjemandem erzählte, dass man geschlagen, eingesperrt und missbraucht wurde. 

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Um mich so billig wie möglich zu halten, wollten die Heimtanten vom Kinderheim Lutisbach, als ich etwa sieben Jahre alt war, mich auch an den Wochenenden zu Personen oder Familien abgeben. Ich war nun schulpflichtig und sie konnten mich nun nicht mehr, wie es ihnen gerade passte auf Braunwald in eines dieser Kinderheime abgeben. Also musste ich ein paar Mal an den Wochenenden zu dieser Familie nach Baar. Es waren aber nicht die einzigen, zu denen ich hin musste. Da waren noch viele andere Leute und Orte. An alle mag ich mich nicht mehr erinnern, jedoch sehr viele Namen stehen im Kinderheimbericht. An sie von Baar jedoch sehr gut. Denn für mich war diese Zeit dort, wie das Paradies auf Erden. Diese Familie wohnte in einem Viertel, wo die gut betuchten Leute in Einfamilienhäuser wohnten. Sie waren reich und hatten dort ein Einfamilienhaus am Hang mit Umschwung. Zwei Kinder, das Mädchen war etwa in meinem Alter, der Knabe etwas älter. Ein Boxerhund hatten sie auch, der hatte Würmer und kotzte überall hin, wenn wir Einkaufen gingen. Der Frau war es dann immer peinlich. Diese Zeit bei ihnen war toll, zum Frühstück, an dass ich mich sehr genau erinnere, gab es immer 3 Minuten Eier und dazu alles, was man so zu einem guten Frühstück isst, dass hatte ich vorher noch nie. Es war Luxus pur. Diese Eier hat man mit einem Eierschalenschneider geöffnet, der sah aus wie eine Schere. Die Kinder hatten im Keller einen grossen Raum zum Spielen. Dort war eine riesige Puppenstube, mit der wir jeden morgen spielten, durften, während die Eltern noch schliefen. Die beiden Kinder hatten alles, was ein Kinderherz begehrt. Aber irgendwann kam dann wieder das Gleiche. Die Heimtante sagte mir, dass ich nicht mehr hingehen kann, da die Familie keine Zeit mehr für mich hätte. Ich sei aber immer brav gewesen. Diese Zeit war zu schön, um wahr zu sein. Hatte nicht das Gefühl, dass ich nur ein Zeitvertreib, wie es die Heimtante mir sagte, als ich nicht mehr hin durfte. Ich wusste schon warum, denn immer, wenn ich es gut hatte und verwöhnt wurde, passte es diesen Heimtanten und meiner Vormünderin nicht mehr.

Für ein a. e. Kind, ein Bastard wie ich es war, war nur das schlechteste gut genug. 

Fortsetzung folgt …